Ein fester Tagesrhythmus – für Eltern mit einem wenige Wochen alten Baby klingt das nach einem Wunschtraum. Schließlich dauert es mindestens eineinhalb Monate, bis sich Säuglinge an die ersten Routinen gewöhnen.
Diese Vorteile bringen Routinen im Alltag mit Baby:
Feste Routinen einzuführen, verleiht dem Tag Struktur. Dadurch fühlen sich Kinder geborgen. Ein gleichbleibender Tagesrhythmus gibt ihnen Sicherheit, sodass sie sich entspannen. Gleiches gilt für die Eltern. Weitere positive Aspekte:
- Durch einen festen Tagesablauf erhalten Babys Fixpunkte, an denen sie sich orientieren.
- Feste Essens- und Schlafenszeiten tragen dazu bei, unruhige und schnell überreizte Kinder zu beruhigen.
- Geregelte Essenszeiten wirken sich positiv auf die Verdauung von Babys und Kleinkindern aus.
- Eine feste Schlafenszeit hilft Kindern, in den Tag-Wach-Rhythmus zu finden.
Für die Eltern bedeuten Routinen eine Erleichterung im Umgang mit dem Kind. Sie integrieren es leichter in den Familienalltag. Das hilft langfristig, diesen zu planen und die Bedürfnisse aller unter einen Hut zu bringen.
Die ersten Routinen mit Baby
Wann die ersten Routinen im Familienalltag Einzug halten, hängt von der individuellen Entwicklung ihres Nachwuchses ab.
Die Stillroutine
Innerhalb von sechs Wochen nach der Geburt entwickelt sich bei Babys eine Stillroutine. In den ersten Tagen fordern sie die Brust zehn- bis zwölfmal täglich. Im ersten Lebensmonat stillen Mütter ihr Kind rund achtmal am Tag.
Dabei bemerken Eltern, dass Babys damit beginnen, in etwa zur gleichen Zeit Nahrung einzufordern. Sie brauchen die Muttermilch durchschnittlich alle zwei bis vier Stunden.
Dieser Stillrhythmus etabliert sich nach mehreren Wochen von allein. Jedoch beeinflusst die Mutter mit der Stillroutine wo und wie lang sie ihrem Baby die Brust gibt.
Sinn ergibt es, sich für das Stillen einen ruhigen und bequemen Platz mit ausreichend Bewegungsfreiraum auszuwählen. Damit erreicht die Mutter, dass sie ihrem Kind bei Bedarf beide Brüste anbieten kann.
Tipp: Über die Stilldauer entscheidet das Baby. Im Schnitt dauert eine Stillphase bis zu 20 Minuten. Jedoch brauchen einige Kinder länger, um genug Milch aufzunehmen.
Die Schlafroutine
Im Gegensatz zur Stillroutine, die sich innerhalb weniger Wochen entwickelt, braucht es mindestens einen Monat, bis sich Kinder langsam an einen Schlaf-Wach-Rhythmus gewöhnen.
Nach vier bis sechs Wochen reguliert sich das Schlafverhalten von Babys. Sie beginnen, sich an den Tagesrhythmus ihrer Eltern zu gewöhnen.
Die nächtliche Schlafdauer verlängert sich ein halbes Jahr nach der Geburt auf rund sechs Stunden. Spätestens zu diesem Zeitpunkt führen Eltern eine Schlafroutine ein. Sie legen ihren Nachwuchs mittags und abends täglich zur gleichen Zeit ins Bett.
Vor dem Schlafengehen empfehlen sich Rituale, die das Kind auf die Ruhephase einstimmen:
- eine kurze Geschichte vor dem Mittagsschlaf
- ein beruhigendes Bad vor der Nachtruhe
- ein Gutenachtlied beim Zudecken
Ob diese Rituale stets zur gleichen Zeit stattfinden, spielt für Babys eine untergeordnete Rolle. Zeitliche Puffer von bis zu einer Stunde sind kein Problem. Wichtiger ist, dass sich die Routine verlässlich wiederholt.
Die Essenszeiten
Feste Essenszeiten führen Eltern in den Familienalltag ein, sobald sie ihrem Kind die erste Beikost anbieten. Das geschieht zwischen fünf und sieben Monaten nach der Geburt. Als erste „feste“ Mahlzeiten eignen sich:
- Karottenmus oder Kartoffelbrei
- Brei aus Gemüse und püriertem Fleisch
- Weich gekochte Nudeln
Auch weiche Gemüsestücke – Kürbis, Pastinake, Brokkoli – kommen als Beikost infrage.
Bei den ersten Mahlzeiten erhalten Babys wenige Teelöffel Gemüsebrei. Im Laufe der Zeit steigern die Eltern die Portion auf 100 Gramm.
Sie achten darauf, ihrem Kind die Mahlzeiten täglich zur gleichen Zeit vorzusetzen. Mindestens eine Stunde vor der Schlafenszeit erhält der Nachwuchs Mittag- oder Abendessen.
Das Frühstück findet 30 Minuten bis eine Stunde nach dem Aufstehen statt. Der Abstand zwischen Essen und Schlafenszeit wirkt sich positiv auf die Verdauung des Babys aus. Gleichzeitig essen ausgeschlafene Kinder im Schnitt mehr als solche, denen bereits die Augen zufallen.
So führst Du Routinen sanft in den Babyalltag ein
Eltern wünschen sich Struktur – und Babys profitieren davon. Doch was in der Theorie einfach klingt, ist im Alltag mit einem Neugeborenen oft eine Herausforderung. Damit Routinen funktionieren, ist es entscheidend, sie nicht starr und plötzlich einzuführen, sondern behutsam und mit Feingefühl.
Beobachte Dein Baby genau
Der erste Schritt zu gelungenen Routinen ist Aufmerksamkeit. Jedes Kind hat individuelle Bedürfnisse – manche zeigen früh Anzeichen von Müdigkeit oder Hunger, andere sind schwerer zu „lesen“. Achte auf wiederkehrende Signale, z. B. Gähnen, Quengeln, Saugbewegungen oder Augenreiben. Diese Hinweise helfen Dir, passende Zeiten für Schlaf, Stillen oder Spiel einzuführen.
Rituale wiederholen – nicht aufzwingen
Babys lernen durch Wiederholung. Schon kleine Rituale helfen, den Tag zu strukturieren. Ein Lied vor dem Mittagsschlaf, ein leiser Spruch vor dem Stillen oder ein abendliches Kuscheln mit Lichtdämpfung – solche wiederkehrenden Abläufe geben Sicherheit. Wichtig dabei: Bleib flexibel. Wenn Dein Kind an einem Tag unruhiger ist oder weniger Schlaf braucht, darf die Routine pausieren.
Feste Zeiten nur mit Gefühl
Es ist verlockend, den Tag minutiös zu planen. Doch gerade in den ersten Lebensmonaten hilft ein Rhythmus, kein strenger Zeitplan. Nutze Zeitfenster statt Uhrzeiten. Wenn Du merkst, dass Dein Baby immer zwischen 10 und 11 Uhr müde wird, kannst Du daraus ein sanftes Schlafritual ableiten. Starre Uhrzeiten führen oft zu Frust – für Eltern und Kind.
Eltern sind das Vorbild
Babys spüren, wie es Dir geht. Wenn Du gelassen und liebevoll in die Routinen startest, überträgt sich das auf Dein Kind. Wichtig ist auch die eigene Vorbereitung: Schaffe eine ruhige Atmosphäre, schalte Ablenkungen aus und nehme Dir bewusst Zeit für Stillen, Wickeln oder Einschlafbegleitung. Das stärkt die Bindung – und festigt ganz nebenbei den Tagesablauf.
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