Der erste Kita- oder Krippenbesuch ist ein großer Schritt – für das Kind genauso wie für die Eltern. Neben emotionalen Herausforderungen und neuen Routinen kommt oft eine Phase, die viele Mamas und Papas überraschen und verunsichern kann: das scheinbar nicht enden wollende Kranksein. Laufende Nasen, Fieber, Husten, Ausschläge – es vergeht kaum eine Woche ohne neue Symptome. Doch warum ist das so? Was ist normal, was bedenklich – und wie können Eltern ihr Kind in dieser Zeit unterstützen?
Warum werden Kinder beim Kita-Start so oft krank?
Der Grund ist einfach, wenn auch nicht beruhigend: Kinder im Säuglings- und Kleinkindalter müssen erst ein funktionierendes Immunsystem aufbauen. In den ersten Lebensjahren ist dieses Immunsystem noch „in Ausbildung“ – es kennt viele Krankheitserreger noch nicht. In der Kita treffen sie dann plötzlich auf Dutzende Kinder, die ihre eigenen Keime mitbringen. Und Kinderhände sind neugierig: Alles wird angefasst, in den Mund genommen, geteilt – beste Bedingungen für Viren und Bakterien.
Welche Infekte sind typisch?
Die häufigsten Infekte beim Krippen- oder Kita-Start
Erkältungen (grippale Infekte)
Typisch sind Schnupfen, Husten, Halsweh, manchmal leichtes Fieber und Abgeschlagenheit. Auslöser sind verschiedenste Viren – und bei über 200 bekannten Erregertypen ist es kein Wunder, dass Kinder regelmäßig „etwas mitbringen“. Da das kindliche Immunsystem viele dieser Viren noch nicht kennt, wird jeder neue Kontakt zur Trainingsrunde für die Abwehrkräfte. Erkältungen verlaufen bei Kleinkindern oft anders als bei Erwachsenen: Die Symptome halten länger an, der Schnupfen ist ausgeprägter, und der Husten kann sich über Wochen hinziehen. Eine medikamentöse Behandlung ist meist nicht nötig – viel Trinken, Ruhe, frische Luft, Nasenspülungen mit Kochsalzlösung und liebevolle Pflege sind in der Regel ausreichend. Antibiotika helfen nicht gegen Viren und sind daher nur in Ausnahmefällen (z. B. bei bakteriellen Superinfektionen) angezeigt. Wichtig: Auch eine einfache Erkältung kann ansteckend sein, daher gilt – wenn das Kind fieberfrei, munter und belastbar ist, kann es in die Kita zurückkehren.
Magen-Darm-Infekte (Gastroenteritis)
Noroviren und Rotaviren gehören zu den häufigsten Ursachen für Magen-Darm-Infekte im Kleinkindalter. Sie sind extrem ansteckend, überleben lange auf Oberflächen und werden durch Schmierinfektion (z. B. über Spielzeug, Türgriffe oder beim Wickeln) übertragen. Der Verlauf ist meist kurz, aber heftig: plötzlicher Durchfall, Erbrechen und hohes Fieber. Besonders tückisch ist die Dehydrationsgefahr – kleine Kinder verlieren bei Durchfall und Erbrechen rasch Flüssigkeit. Eltern sollten unbedingt auf ausreichendes Trinken achten und bei Anzeichen wie trockene Lippen, eingesunkene Augen oder Teilnahmslosigkeit den Kinderarzt aufsuchen. Rotaviren können durch eine Impfung im Säuglingsalter weitgehend verhindert werden – sie gehört seit 2013 zur Standardimpfung der STIKO.
Hand-Fuß-Mund-Krankheit
Diese Virusinfektion tritt vor allem im Sommer und Herbst auf. Sie wird durch Coxsackie-Viren ausgelöst und verbreitet sich in Gemeinschaftseinrichtungen schnell. Typisch sind rote Flecken oder Bläschen an Händen, Füßen und im Mund – besonders die schmerzhaften Mundbläschen können das Essen und Trinken erschweren. Die Krankheit verläuft meist mild, ist aber extrem ansteckend – auch über Speichel und Stuhl. Ein Kind mit sichtbaren Symptomen sollte möglichst zu Hause bleiben, bis die Bläschen verkrustet und das Allgemeinbefinden wieder gut ist. Eine gezielte Behandlung gibt es nicht – Linderung erfolgt symptomatisch (z. B. kühlende Gels oder fiebersenkende Mittel).
Bindehautentzündungen
Eine gerötete, verklebte, tränende oder eitrige Bindehaut ist ein typisches Symptom. Die Ursache kann viral, bakteriell oder allergisch sein. Besonders bakterielle Formen sind hochansteckend und bedürfen meist einer antibiotischen Augensalbe. In vielen Einrichtungen gilt: Ein Kind darf erst nach 24 Stunden antibiotischer Behandlung oder vollständigem Abklingen der Symptome zurück in die Gruppe. Bei viralen Infektionen helfen oft nur Hygiene und Zeit – Eltern sollten auf gute Handhygiene achten und vermeiden, dass das Kind sich ständig die Augen reibt.
Mittelohrentzündung
Ohrenschmerzen, Fieber und nächtliches Weinen können Anzeichen für eine Mittelohrentzündung sein – oft die Folge eines vorausgegangenen Schnupfens. Die Ohrtrompete, die das Mittelohr mit dem Nasenrachenraum verbindet, ist bei Kleinkindern noch kurz und eng – Erreger können deshalb leicht aufsteigen. Bei wiederkehrenden Entzündungen sprechen Ärzte von „rezidivierender Otitis media“ – hier kann über Paukenröhrchen oder andere Maßnahmen nachgedacht werden. Nicht jede Mittelohrentzündung braucht Antibiotika – Schmerztherapie, Nasentropfen und Abwarten sind oft ausreichend.
Dreitagefieber
Eine meist harmlose, aber für Eltern beunruhigende Kinderkrankheit, verursacht durch das Humane Herpesvirus 6. Sie tritt bei Kindern zwischen 6 Monaten und 3 Jahren auf: plötzliches, hohes Fieber ohne weitere Symptome – oft über 39 °C. Nach drei Tagen fällt das Fieber abrupt ab, und ein feinfleckiger Ausschlag erscheint am Rumpf. Wichtig ist: Das Fieber kann hoch sein, aber das Kind wirkt oft noch relativ munter. Dreitagefieber ist in der Regel nicht meldepflichtig, aber während der Fieberphase ist das Kind ansteckend.
Scharlach, Windpocken, Ringelröteln
Diese klassischen Kinderkrankheiten kommen heute seltener vor – meist, weil viele Kinder geimpft sind oder durch Hygienemaßnahmen geschützt. Dennoch treten sie immer wieder auf:
- Scharlach (durch Streptokokken) zeigt sich mit hohem Fieber, Halsschmerzen und himbeerroter Zunge – Antibiotika verkürzen den Verlauf und verhindern Spätfolgen.
- Windpocken verursachen juckende Bläschen am ganzen Körper und sind sehr ansteckend – eine Impfung ist verfügbar.
- Ringelröteln werden durch das Parvovirus B19 ausgelöst und sind meist harmlos, können aber bei Schwangeren gefährlich sein. Deshalb sind hier besonders frühzeitige Informationen wichtig.
Viele Einrichtungen haben klare Regelungen
Ein Kind sollte in der Regel zu Hause bleiben bei:
- Fieber ab 38,5 °C
- Erbrechen oder Durchfall (mindestens 48 Stunden symptomfrei)
- Bindehautentzündung mit eitrigem Ausfluss
- Ausschlägen unklarer Herkunft
- Allgemeinem Krankheitsgefühl oder deutlicher Schlappheit
Hier geht es nicht nur um Ansteckungsgefahr, sondern auch darum, dem Kind Erholung zu ermöglichen.
Wie Eltern Infekten vorbeugen können – Tipps zur Stärkung des Immunsystems
Auch wenn sich Infekte im ersten Kita-Jahr kaum komplett vermeiden lassen, gibt es viele Möglichkeiten, die Anfälligkeit deines Kindes zu verringern und das Immunsystem gezielt zu unterstützen. Wichtig ist dabei ein gesunder Lebensstil, der Körper und Psyche stärkt – denn beides wirkt direkt auf die körpereigene Abwehr.
Ausgewogene Ernährung von Anfang an
Eine vitaminreiche, abwechslungsreiche Ernährung liefert die Grundbausteine für ein starkes Immunsystem.
- Viel Obst und Gemüse, idealerweise bunt gemischt
- Vollkornprodukte, gesunde Fette (z. B. aus Avocados)
- Milchsäurebakterien aus Joghurt oder Kefir stärken die Darmflora – ein zentraler Teil der Immunabwehr
- Wenig Zucker: Er schwächt nachweislich die körpereigenen Abwehrkräfte
Ausreichend trinken
Gerade bei kleinen Kindern ist es wichtig, regelmäßig zu trinken – am besten Wasser oder ungesüßte Tees. Das hält die Schleimhäute feucht, über die viele Krankheitserreger in den Körper gelangen.
Guter und regelmäßiger Schlaf
Im Schlaf regeneriert sich der Körper – auch das Immunsystem. Achte auf:
- Feste Einschlafzeiten
- Wenig Reizüberflutung vor dem Zubettgehen
- Ein ruhiges Abendritual (Vorlesen, Kuscheln, Musik)
Viel Bewegung an der frischen Luft
Tägliche Aufenthalte im Freien – bei jedem Wetter – fördern die Durchblutung, kurbeln die Vitamin-D-Produktion an und helfen dem Körper, sich auf Temperaturwechsel einzustellen.
Spazierengehen, Toben auf dem Spielplatz oder ein kurzer Weg zur Kita zu Fuß – alles zählt.
Hygieneregeln spielerisch vermitteln
Schon Kleinkinder können lernen, wie wichtig Händewaschen ist:
- Nach dem Spielen draußen
- Vor dem Essen
- Nach dem Toilettengang oder Wickeln
- Lass dein Kind selbst mitmachen – mit Seifenblasen, Kindermotiven oder Reimen wird das Händewaschen schnell zur Routine.
Impfungen aktuell halten
Ein aktueller Impfstatus schützt nicht nur das eigene Kind, sondern auch andere – vor allem Schwangere oder immunschwache Kinder. Impfungen gegen Rotaviren, Windpocken oder Masern sind wichtige Maßnahmen zur Eindämmung schwerer Infekte.
Häufig gestellte Fragen von Eltern
Warum wird mein Kind seit dem Kita-Start ständig krank?
Das ist völlig normal und betrifft fast alle Kinder. Der Grund liegt darin, dass das Immunsystem in den ersten Lebensjahren noch in der Entwicklung ist. In der Kita trifft dein Kind plötzlich auf viele andere Kinder und somit auf zahlreiche neue Viren und Bakterien. Das Immunsystem muss diese Keime erst kennenlernen und bekämpfen – jeder Infekt ist also ein Lernprozess für die Abwehrkräfte.
Wie viele Infekte sind im ersten Kita-Jahr normal?
Es ist ganz normal, dass Kinder im ersten Jahr der Betreuung bis zu zehn oder sogar zwölf Infekte durchmachen. Das bedeutet, dass sie im Schnitt etwa einmal im Monat krank werden – manchmal sogar noch häufiger, vor allem in den Herbst- und Wintermonaten.
Muss ich bei jeder Erkrankung zum Kinderarzt gehen?
Nicht unbedingt. Viele leichte Infekte wie eine harmlose Erkältung oder ein kurzfristiges Fieber lassen sich gut zu Hause beobachten und pflegen. Wenn dein Kind jedoch starkes Fieber hat, sehr schlapp wirkt, schlecht trinkt oder atmet oder ungewöhnliche Symptome zeigt, solltest du auf jeden Fall ärztlichen Rat einholen.
Ab wann darf mein Kind nach einer Erkrankung wieder in die Kita?
Ein Kind sollte wieder in die Betreuung gehen, wenn es mindestens 24 Stunden fieberfrei ist, sich wohlfühlt und keine ansteckenden Symptome mehr hat. Bei Magen-Darm-Infekten gilt: Erst wenn dein Kind mindestens 48 Stunden keinen Durchfall oder kein Erbrechen mehr hatte, sollte es zurück in die Einrichtung.
Wie kann ich mein Kind vor ständigen Infekten schützen?
Eine hundertprozentige Vermeidung ist kaum möglich, aber du kannst das Immunsystem deines Kindes stärken. Eine ausgewogene Ernährung, ausreichend Schlaf, viel Bewegung an der frischen Luft sowie eine gute Hygiene – insbesondere regelmäßiges Händewaschen – sind wichtige Schutzfaktoren. Auch ein vollständiger Impfschutz trägt zur Vorbeugung bei.
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