Erste Hilfe für Eltern: So handelst du richtig in Notfällen mit Babys und Kleinkindern

Erste Hilfe

Babys – insbesondere Neugeborene – fühlen Schmerzen intensiver als Erwachsene. Denn ihre Schmerzschwelle ist bis zu viermal niedriger; das belegt eine 2015 veröffentlichte Studie. Sie räumt mit dem Irrglauben auf, Kinder seien in diesem Alter schmerzunempfindlich. Daher brauchen Eltern solide Erste-Hilfe-Kenntnisse.

Allgemeine Erste-Hilfe-Tipps für Eltern: So handelst du im Notfall richtig

Unfälle passieren – und gerade mit Babys und Kleinkindern oft schneller, als man denkt. In einer Notfallsituation ist es wichtig, ruhig zu bleiben und überlegt zu handeln. Diese allgemeinen Erste-Hilfe-Tipps helfen dir, in jeder Situation richtig zu reagieren:

  • Ruhe bewahren und besonnen handeln: Kinder spüren die Aufregung der Eltern, daher ist es wichtig, ruhig zu bleiben und nicht in Panik zu verfallen. Ein tiefes Durchatmen hilft, klar zu denken und die richtigen Maßnahmen zu ergreifen.
  • Die Situation schnell erfassen: Überprüfe, ob dein Kind bei Bewusstsein ist, normal atmet oder stark blutet. Je nach Schwere der Verletzung entscheidest du, ob du selbst Erste Hilfe leistest oder den Notarzt rufst.
  • Notruf wählen, wenn nötig: Bei Atemnot, Bewusstlosigkeit, starker Blutung oder schweren Verbrennungen wähle sofort 112. Bleibe ruhig, beschreibe die Situation klar und befolge die Anweisungen der Leitstelle.
  • Beruhigend auf das Kind einwirken: Auch wenn dein Kind weint oder verängstigt ist, bleibt deine ruhige Stimme der wichtigste Anker. Halte es sanft fest, tröste es und erkläre in einfachen Worten, dass du hilfst.
  • Erste Hilfe nach Priorität leisten: Stillstand der Atmung, starke Blutungen oder Bewusstlosigkeit haben oberste Priorität. Bei kleineren Verletzungen wie Schnitten oder Beulen reicht oft eine schnelle Wundversorgung.
  • Die Umgebung sichern: Achte darauf, dass keine weiteren Gefahren drohen, z. B. durch heiße Flüssigkeiten oder herumliegende Gegenstände. Bringe dein Kind, wenn möglich, an einen sicheren Ort.
  • Nach der Erstversorgung: Kind weiterhin beobachten: Auch wenn dein Kind wieder fit wirkt, können sich Symptome verzögert zeigen. Bei Erbrechen, starker Müdigkeit oder Wesensveränderung solltest du einen Arzt aufsuchen.
  • Vorsorge ist die beste Erste Hilfe: Sichere dein Zuhause mit Schutzvorrichtungen und bewahre gefährliche Gegenstände außer Reichweite auf. Ein Erste-Hilfe-Kurs für Eltern gibt dir zusätzlich Sicherheit.

Erste-Hilfe-Maßnahmen nach einem Sturz

Das Sturzrisiko beim Baby erhöht sich stark, wenn es in einem Alter von sechs Monaten beginnt, sich aus der Bauchlage heraus auf den Rücken zu drehen. Liegt das Baby unbeaufsichtigt, besteht die Gefahr, dass es beispielsweise vom Wickeltisch fällt.

Landen Babys bei einem Sturz auf dem Kopf und verlieren das Bewusstsein, kontaktieren die Eltern umgehend den Notarzt. Bei einer leichten Verletzung reichen diese Erste-Hilfe-Maßnahmen:

  • Bei Beulen ein feuchtes Tuch oder ein in ein Handtuch gewickeltes Kühlpad für maximal 30 Minuten auf die betroffene Stelle legen.
  • Bei Schürfwunden die Blutung stillen und die Verletzung von möglichen Schmutzpartikeln befreien. Anschließend ein Pflaster aufkleben.
  • Bei Platzwunden die Blutung mit der Kompresse stillen. Die Wunde mit sauberen Mullbinden verbinden und anschließend einen Arzt aufsuchen.

Verlieren Kinder nach einem Sturz große Mengen an Blut, rufen die Eltern ebenfalls den Notarzt.

Erste-Hilfe-Maßnahmen nach einem Schnitt

Mit dem ersten Versuch, die Babynägel zu schneiden, steigt das Risiko von Schnittverletzungen, die Eltern sofort behandeln sollten.

  • Ein sauberes, fusselfreies Tuch auf die Wunde drücken, bis die Blutung stockt.
  • Das angetrocknete Blut vorsichtig mit klarem Wasser entfernen.
  • Die Wunde anschließend mit einer antiseptischen Salbe behandeln.

Bei einem größeren Schnitt ergibt es Sinn, diese mit einem Pflaster vor Keimen zu schützen.

Erste-Hilfe-Maßnahmen beim Verschlucken

Vier bis fünf Monate nach der Geburt beginnen Kinder, Gegenstände gezielt zu greifen und diese in den Mund zu stecken. Dadurch erhöht sich das Risiko, dass kleine Spielsachen in der Kehle stecken bleiben.

Auch wenn Babys im Alter von neun bis zehn Monaten mit fester Nahrung in Berührung kommen, steigt das Erstickungsrisiko. Ein zu großer Bissen, der in Speise- oder gar Luftröhre steckt, führt zu Husten und Atemnot.

Fällt Babys durch das Verschlucken das Atmen schwer, rufen die Eltern den Notarzt. Bis dieser eintrifft, kommen diese Maßnahmen infrage:

  • Ein Elternteil setzt sich mit geschlossenen Beinen auf einen Stuhl. Das Baby liegt bäuchlings auf den Oberschenkeln des Erwachsenen. Der Brustkorb des Kindes befindet sich auf den Knien.
  • Der Erwachsene klopft dem Baby vorsichtig auf die Rückenmitte. Das wiederholt er bis zu fünfmal.
  • Bleiben die Atemwege blockiert, kann es helfen, das Baby auf den Rücken zu drehen. Mit den Fingerspitzen auf den Brustkorb tippen, um den Fremdkörper aus den Atemwegen zu entfernen.

Das „Klopfen“ wiederholen die Eltern, sofern sich die Atmung ihres Kindes nicht verbessert, bis der Arzt eintrifft. Dieser sollte das Baby auch dann untersuchen, wenn es wieder normal atmet. Die Gefahr besteht, dass sich der Fremdkörper nun in einem Lungenflügel befindet.

Erste-Hilfe-Maßnahmen bei Verbrühungen und Verbrennungen

Eine Tasse heißer Tee fällt um und die Flüssigkeit landet auf der Haut des Babys. Bei einer solchen Verbrühung ziehen die Eltern ihrem Kind die feuchte Kleidung aus. Anschließend kühlen sie die betroffene Hautstelle rund zehn Minuten lang mit handwarmem Wasser.

Verbrennen sich Kinder großflächig, unterlassen Eltern zum Schutz vor Unterkühlung jegliche Kühlungsversuche. Stattdessen bedecken sie die betroffene Stelle locker mit einem Verbandtuch und rufen den Notarzt.

Erste-Hilfe-Maßnahmen bei Bewusstlosigkeit

Bei Babys und Kindern, die bewusstlos im Bett oder auf dem Boden gehen Eltern nach folgenden Schritten vor:

  • Den Notarzt rufen.
  • Das Baby laut mit seinem Namen ansprechen und dessen Reaktionen beobachten.
  • Die Atmung des Kindes kontrollieren.
  • Den Nachwuchs, wenn er atmet, in die stabile Seitenlage legen.

Bei der stabilen Seitenlage liegt das Baby auf der Seite. Das „obere“ Bein ist angewinkelt, der Kopf nach hinten überstreckt.

Ein Baby, das nicht atmet, reanimieren die Eltern mit altersgerechten Wiederbelebungsmaßnahmen: Mund-zu-Mund-Beatmung sowie Herzdruckmassage.

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